Stillen beenden? Mein Expertenrat zum Abstillen und zu Alternativen

Das Thema Abstillen wird in deinem Alltag immer präsenter und du bist dir nicht sicher, ob du wirklich abstillen willst oder wie du anfängst? Dann ist dieser Artikel genau das, wonach du gesucht hast. Das erwartet dich:

Bevor ich tief in das Thema Abstillen eintauche, möchte ich, dass du dir einen Augenblick Zeit nimmst und überlegst, welcher Grund wirklich hinter deinem Abstillwunsch steht!  Hast du deinen Grund gefunden? Alles klar, dann geht es weiter! Du fragst dich jetzt sicher, warum ist das wichtig? Ganz einfach! Nicht jeder Grund hat Abstillen als Lösung! Gründe, wie

  • häufiges Stillen in der Nacht

  • Dauernuckeln

  • Kita Start

  • Druck der Familie, Freunde, Partner etc.

  • bevorstehende Feier, Hochzeit, Konzert, Wochenendtrip oder

  • Papa, Partner, Partnerin sollen das Kind ins Bett bringen

Ja, du liest richtig, das lässt sich auch ohne Abstillen lösen. Das Abstillen macht Eure Situation am Anfang ggf. sogar anstrengender. Falls du jetzt denkst “Hey, super. Ich will gar nicht komplett abstillen!”, dann kannst du direkt zu den Alternativen scrollen. 

Wenn du allerdings sagst, “ICH möchte meinen Körper gerne wieder für mich haben.” oder unser Abstillzeitpunkt ist gekommen und ich möchte die Stillbeziehung zu meinem Kind beenden, dann bekommst hier meinen Expertenrat. 

Abstillen nach der Geburt

Ist es nötig, dass bereits kurz nach der Geburt abgestillt werden soll, dann gibt es hier zwei Wege. Zum einen gibt es den medikamentösen Weg und den natürlichen Weg.

Der medikamentöse Weg zum Abstillen mit der sogenannten Abstilltablette, ist mit den meisten negativen Nebenwirkungen für dich verbunden. Davon rate ich dir ganz stark ab, denn die Medikamente wurden nicht für das Abstillen entwickelt, sondern für schwere Krankheiten und lediglich eine der vielen Nebenwirkungen ist die Reduzierung der Muttermilch. Solltest du Sternenmama sein, dann rate ich dir ausdrücklich davon ab, da sich die Medikamente negativ auf die psychische Verfassung auswirken und du bei weitem genug durchmachen musst und das nicht noch durch die Abstillpille verstärkt werden soll. Die Medikamente haben starke psychische Nebenwirkungen!

Auf dem natürlichen Weg, lässt du deinen Körper realisieren, dass keine Milch abgefordert wird und somit die Produktion runterfährt. Du kannst zur Unterstützung Salbeitee (2-3 Tassen) trinken, deine Brust kühlen und einen gut sitzenden BH tragen. 

Eine Bitte! Dein Kolostrum hat sehr viele wichtige Inhaltsstoffe für dein Baby ,die seinen Start unterstützen. Überleg dir bitte, ob du deinen Schatz diese Unterstützung nicht in den ersten Stunden/Tagen nach der Geburt geben möchtest. 

Abstillen in den ersten 12 Monaten

“Die WHO empfiehlt, Babys während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch nach der Einführung von Beikost beizubehalten.”  Und das aus gutem Grund, denn innerhalb des 1. Lebensjahr wächst dein Baby sehr viel und auch das Gehirn entwickelt sich rasant. Dieser sehr hohe Energiebedarf ist durch Beikost alleine nicht zu decken. Der Energiestoffwechsel leidet und damit auch die Gehirnentwicklung deines Babys, wenn es keine Milch (Mumi/künstliche Milch) bekommt. Abstillen erfolgt hier Schritt für Schritt indem du die Stillmahlzeit durch künstliche Muttermilch ersetzt. Den Übergang gestaltest du langsam und liebevoll für dich und dein Baby, denn auch dein Körper muss Zeit haben, zu realisieren, dass weniger Milch benötigt wird. 

Wie geht das?

Tausch zu Beginn erstmal nur eine Mahlzeit aus und das für mehrere Tage. Ist diese Hürde genommen, dann erfolgt der Tausch einer weiteren Stillmahlzeit. Den Übergang zwischen dem Stillen und der künstlichen Säuglingsmilch solltest du langsam und behutsam vornehmen, damit du dein Baby nicht überforderst und auch dein Wohlbefinden erhalten bleibt. 

Achte immer auf dich und wie deine Brust darauf reagiert,  um einen möglichen Milchstau zu vermeiden. Mit der Zeit wird die Milchbildung weniger werden. Es hilft auch, die Brust zu kühlen und einen gut sitzenden BH zu tragen. Auch 2-3 Tassen Salbeitee am Tag helfen, die Milchbildung zu reduzieren. Behalte dich einfach gut im Blick. Falls deine Brust sehr spannt, dann verschaffe dir Linderung indem du deine Brust manuell etwas entleerst. 



Du wünscht dir eine persönliche Abstillberatung?

Ist dein Baby schon älter, z.B. 10 oder 11 Monate? Dann muss hier keine Flasche mehr eingeführt werden, wenn noch ein- bis zweimal am Tag gestillt wird. Häufig wird in dem Alter das Fläschchen gar nicht mehr akzeptiert. Du kannst die künstliche Säuglingsmilch in dem Fall dann einfach über einen Becher oder ähnliches anbieten.

Abstillen älterer Kinder. So funktioniert es!

Ich muss dich enttäuschen, wenn du jetzt auf einen geheimen Tipp gewartet hast, der das Abstillen super einfach macht und es ohne Tränen, Wut und all die anderen Emotionen funktioniert. Sorry 🫣, aber es ist nicht unmöglich. Wenn du dein Kind und dich darauf gut vorbereitest, dann könnt ihr auch diesen Schritt gemeinsam gehen. 

Bevor ich dir jetzt verrate, wie es geht, lass uns doch mal auf die Klassiker schauen. Die Tipps, die unser Umfeld so gerne in Massen von sich gibt.

Vielleicht hast du diese Ratschläge auch schon bekommen:

  • “Fahr einfach ein Wochenende weg!”

  • “Schmier dir Senf auf die Brust!” 

  • “Kleb dir die Brust ab!” 

Jetzt frag dich mal, wie du das als Baby finden würdest? Richtig, total blöd! Es ist ein absolutes no go und ich lehne diese “Tipps” mehr als ab. Wie würdest du dich fühlen, wenn dich der Mensch, den du am meisten brauchst und liebst, einfach längere Zeit alleine lässt? Zumal es gegenüber deinem Partner/Partnerin auch sehr unfair ist. Das Ende der Stillbeziehung soll für beide Seiten liebevoll enden und nicht traumatisch. Das erreichst du mit sanftem Abstillen. 

Sanft abstillen! Die Vorbereitung.

Dein Kind spürt ganz genau, wenn eine Veränderung ansteht und ab einem gewissen Alter, kannst du es ihm auch erklären, dass das Stillen jetzt ein Ende findet. Geh diesen Weg langsam an, der Abstillprozess ist kein Hauruckverfahren.

Was du dafür brauchst: 

  • Klarheit und Sicherheit den Weg, JETZT gehen zu wollen, 

  • Zeit und Raum für die Emotionen, die auf deiner Seite und auf der Seite deines Kindes entstehen werden

  • Überleg dir ein schönes Ritual, dass du statt dem Stillen anbieten kannst, das kann Kuscheln sein oder ein Buch anschauen. Körperkontakt ist dabei wichtig.

  • Zur Erinnerung an Eure schöne Zeit, kannst du dir Muttermilchschmuck bestellen, Muttermilch Globulis herstellen lassen, ein Stillfotoalbum oder Stillfotos machen. Zu schnell sind so wunderschöne Momente vergessen. 

  • Schau dir Eure Stillsituation an. Wann wird gestillt? Warum wird gestillt? Ist es vllt. Trost oder Mittel zum Zweck, dein Kind zu beruhigen? 

  • Überleg dir, wie dein Kind es finden wird. Bereite dich auf seine Emotionen vor.

  • Unterstützung von deinem Partner/deiner Partnerin, die euer Kind auf diesem Weg begleiten. 

Was dein Kind braucht:

  • Bezieh dein Kind altersgerecht mit ein. Überleg dir, wie du deinem Kind mit einfachen Worten erklärst, dass das Stillen ein Ende nimmt.

  • Es gibt schöne Bücher die das abstillen erklären

  • Überleg dir keine Lügen. Du darfst dazu stehen, dass du das Stillen beenden möchtest. 

Dein Schritt für Schritt Abstill-Plan

Schritt 1: Zunächst verzichtet ihr auf alle unwichtigen Stillmahlzeiten. Du teilst deinem Kind, aber immer direkt mit, wann das nächste Mal gestillt wird. Das gibt Sicherheit. 

Schritt 2: Wenn es sich gefestigt hat, lässt du die nächste Stillmahlzeit weg. 

Für beide Seiten, für dich als Mama, wie auch für dein Baby ist das Stillen eine schöne und sehr emotionale Beziehung und wenn so etwas zu Ende geht, dann ist das für beide Seiten nicht schön. Und zu diesem Zeitpunkt sind alle Gefühle erlaubt, die auf beiden Seiten anfallen. Auch dein Baby wird natürlich darüber traurig sein. Genauso wie wahrscheinlich du irgendwann Trauer empfinden wirst, dass diese innige Zeit zu Ende geht. Lasst Euch dafür Zeit, sprich mit deinem Kind und bezieh deinen Partner/eine Partnerin mit ein, dass er/sie ebenfalls ganz viel für das Kind da ist und eine innige Zeit mit dem Kind verbringt, um die Gefühle abzufangen. 

Dauer: Meine Empfehlung ist es langsam anzugehen. So kann sich dein Körper und dein Kind daran gewöhnen. Bei sehr vielen Stillmahlzeiten, sollten es 4-5 Wochen sein.

Es kann sein, dass noch lange nach dem Abstillen sogar noch sechs Monate nach dem Abstillen weiterhin Milch in der Brust verbleibt und immer noch mal ein wenig hinauströpfelt. Das ist nicht schlimm, da braucht man sich keine Sorgen machen. Der Körper baut die Milch Schritt für Schritt ab.

Vielleicht sagst du jetzt auch, dass Abstillen eigentlich noch gar nicht für dich in Frage kommt. Dann wird es jetzt für dich spannend.  

Alternativen zum Abstillen

Du kannst froh sein und dich freuen, denn du musst nicht abstillen, um das Dauernuckeln in der Nacht zu beenden oder das nächtliche Aufwachen zu reduzieren. Auch musst du nicht für immer die Einschlafbegleitung übernehmen, nur weil du stillst. Der Kitastart ist auch absolut kein Grund abzustillen. Gerade in dieser Zeit empfehle ich dir wärmstens das Stillen. 

  • Dauernuckeln, darf immer unterbunden werden und dafür muss du nicht abstillen. Bei einem bedürfnisorientierten Umgang, sind auch die Bedürfnisse der Mutter relevant. Schön nach ein paar Tagen hat sich deine Kind daran gewöhnt, dass die Brust nicht zum nuckeln zur Verfügung steht.

  • Der Kita-Start ist KEIN Abstillgrund. Ich habe schon gehört, dass Erzieher darum gebeten haben. Lass mich dir sagen, dass eine außenstehenden Person, kein Recht hat zu entscheiden, wann eure Stillbeziehung enden soll. Schon gar keine Mitarbeiter im Kindergarten. Wenn du dich hier mit Argumenten waffnen möchtest, dann lass dir gesagt sein, dass Stillen bei der Kita Eingewöhnung sogar sehr sinnvoll ist. Es gibt DEINEM Kind nach der Kita Sicherheit, Vertrautheit, Halt etc. 

  • Eine anstehende Feier, Hochzeit oder sogar ein Wochenendurlaub, Marathon etc. sind, je nach Alter deines Kindes ebenfalls kein Grund um abstillen zu müssen. Vor allem wenn dein Kind bereits mit der Beikost gestartet hat. Du kannst z.B Milch abpumpen.

  • Er ist verständlich, dass du auf Dauer die Einschlafbegleitung abgeben und Zeit für dich haben willst. Ist es dein Wunsch, dass Papa/Partnerin euer Kind ins Bett bringen soll, dann ist das Stillen meist gar nicht das Problem. Dein Kind kann sehr wohl differenzieren, dass es bei Papa/Mama2 keine Milch bekommt. Hier kannst du vorher das Kind stillen und dann an Papa/Mama2 übergeben. Frage dich folgendes: Wie viel Zeit verbringt euer Kind mit Papa/Partnerin allein?  Haben sie ausreichend Zeit für eine intensive Bindung? Diese Bindung erleichtert das Einschlafen, da sie Sicherheit gibt. Psst, weiter unter verrate ich wie es geht. Bleib dran! 👀

  • Dein Partner ist der Meinung, dass er nun wieder die Brust für sich haben möchte. Die Natur hat uns Frauen mit Brüsten beschenkt, um ein Wundermittel gegen viele Probleme von unseren Babys zu haben. Das Nuckeln beruhigt, setzt Schlafhormone frei, reguliert, tröstet, gibt Nähe und natürlich Nahrung. Es ist ein natürliches Schmerzmittel und unsere Milch stellt sich immer auf die Bedürfnisse des Kindes ein. Brüste sind zum Stillen gemacht und kein Lustobjekt. Wenn euer Partner also der Meinung ist, dass er seine Brüste zurück haben will, dann schickt ihn zu seiner Mutter. Denn die Brüste wurden für ihn gemacht und sonst soll er sich zusammenreißen und sein Kind in den vollen Genuss des Stillens kommen lassen.

Jetzt fragst du dich sicher, ob dann alles so bleiben muss wie es ist. Nein, das muss es nicht. Es gibt Alternativen die euren Alltag vereinfachen und mit den alle sich abfinden könne. Da wäre das Teilabstillen, ab am Tag oder in Nacht. Du kannst das Stillen vom Einschlafen trennen. Das Dauernuckeln darfst du einschränken oder völlig unterbinden und hier deine Grenzen setzen.

🔦 Falls du Unterstützung wünscht und dich dazu einfach austauschen magst, dann nutze gerne meine Abstillberatung.


Extra: Mama hat heute Abend frei!

Darauf hast du jetzt lange gewartet. Also los! Damit dein Partner oder deine Partnerin euer Baby auch ins Bett bringen kann müsst ein wenig planen, aber das ist wert. Ihr sucht euch ein paar schöne ruhige Tage. Stellt sicher, dass dein Partner/deine Partnerin ausreichend Zeit mit eurem Baby verbracht hat und so ein Vertrauensverhältnis besteht. Der Papa/ die Partnerin überlegt sich ein ganz besonderes Einschlafritual, zum Beispiel mit einem neuen Buch oder ähnlichem. Du kündigst die Veränderung mit Freuden 😃 an: “Guck mal! Toll, heute Abend bringt dich Papa/Mama 2 ins Bett.”

Du stillst vorher nochmal und sagst “Gute Nacht” und überlasst deinem/er Partner/Partnerin das zu Bett bringen. Du kannst z.B. spazieren gehen oder ähnliches. Wichtig ist nämlich die beiden dabei nicht zu stören und zu unterbrechen. Als Mama würdest du sicher auf dem Sofa sitzen und ins Kissen beißen, wenn du hörst, dass das zu Bett gehen nicht ganz rund läuft. Solltest du dann eingreifen, dann sorgst es für Unsicherheit und das erschwert das ins Bett bringen. Das ganze wiederholt ihr mehrere Tage hintereinander, damit sich euer Baby daran gewöhnen kann. 

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Artikel helfen und du hast jetzt eine genaue Schritt-für-Schritt Anleitung für dich mitnehmen können.


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Dann lass es mich wissen und schreibe mir auf Instagram @natalie_sehm 

Über die Autorin

Hi, bin Natalie Stillberaterin und Expertin im Thema Babyschlaf. Ich helfe Müttern in allen Bereichen Rund um das Thema Stillen 💞 und biete Babyschlaf Coachings an 🧡.

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